September 2016
Berlin Art Week

Barbara Hashimoto: 'The Opposite of SATT', Junkmail-Installation, 2016
Sunme Lee: 'It's you', Installation aus gebrauchten Brillenglaesern, 2015

During the Art Week in Berlin, Gallery UNO Projektraum Berlin opens its doors:

Tuesday, September 13th and Wednesday, September 14
2:00 p.m. to 6:00 p.m.

Saturday, September 17 and Sunday, September 18
2:00 p.m. to 6:00 p.m.

 


 

Fokus Neukölln
Gallery UNO Projektraum Berlin-Mission in der Neuköllner Kunstszene

Jenseits der etablierten Galerienszene Berlins, die vornehmlich in den Bezirken um Mitte ihr Glück versucht, hat sich in den letzten Jahren in Neukölln eine parallele Kulturlandschaft gebildet. Niedrige Mieten und der, sagen wir mal, herbe Charme dieses Bezirks führten zu einer Entwicklung, wie sie in Friedrichshain im ehemaligen Osten Berlins vor rund 15 Jahren zu beobachten war um dann von dem hohen Mietanstieg dort verdrängt zu werden. Neukoelln hat jetzt uebernommen.
Seit 1995 hält das Kulturnetzwerk Neukölln e.V. die unterschiedlichsten künstlerischen Projekte zusammen und fördert diese mit Know-how und regelmäßigen Events, an denen auch Gallery UNO seit einigen Jahren teilnimmt. Das Kunst- und Kulturfestival 48 Stunden Neukölln, 2008 mit dem Kulturpreis der Kulturpolitischen Gesellschaft und 2009 beim Kulturmarken Award als Trendmarke ausgezeichnet, stellt ein Paradebeispiel für engagierte und vernetzte Zusammenarbeit dar. An dem 1999 erstmals durchgeführten Festival beteiligen sich in zunehmenden Maße Künstler und Kulturschaffende, um an einem Wochenende im Juni in einer Art konzentrierter Leistungsschau das kreative Potenzial Neuköllns einer stetig wachsenden Besucherzahl zu präsentieren. Mehr als 1200 Künstler präsentierten beim diesjährigen Kunstfestival 48 Stunden Neukölln vom 24. bis 26. Juni an über 150 Orten in Neukölln ihre Gedanken zum Festivalthema „SATT“. Darüber hinaus nahmen in diesem Jahr nahezu 100 Ateliers und Projekträume am Festival teil.
Gallery UNO hat sich seit 2014 an dem 48StdFestival Neukölln beteiligt.

Ein weiteres Projekt, ist die Initiative Art Spaces Neukölln. So haben sich 18 Kunsträume zu der neuen Plattform Kunsträume Neukölln/ Art Spaces Neukölln zusammengeschlossen. Sie öffnen gemeinsam ihre Türen und profitieren von gemeinsamer Werbung, Kunst-Führungen und einer speziell entwickelten „Landkarte“, in der die einzelnen Galerien und Projekträume verzeichnet sind. Gallery UNO Projektraum Berlin hat sich auch dieser Initiative in Neukoelln angeschlossen.

Die Gallery UNO Projektraum Berlin ist in der Wissmannstraße gelegen, direkt gegenüber der Werkstatt der Kulturen.
Das von der Kunsthistorikerin Barbara Goebels-Cattaneo 2004 gegründete Label Art Exhibition Link gab zunächst Künstlern aus Chicago Gelegenheit, in der von Art Exhibition Link betriebenen Gallery UNO im Fine Arts Building in Chicago ihre Werke in ihrer oft ersten Einzelausstellung zu präsentieren. Die Ausstellungen wechselten im monatlichen Turnus. Viele Künstler, die direkt von der renommierten Kunsthochschule The School of the Art Institute Chicago kamen, verdienten sich so ihre ersten Meriten, machten erste Bekanntschaft mit einem öffentlichen Publikum. Jeder Künstler wurde von einem professionellen Text über seine Arbeit unterstützt , in der umfangreichen Website www.artexhibitionlink.com präsentiert, und konnte  so vom Verteiler der Galerie profitieren.  Vielen der ueber 80 Kuenstlern die Gallery UNO foerderte, gelang so ein vielversprechender Karrierestart.
Der 2010 von der Kunsthistorikerin erstandene Galerieraum in der Neuköllner Wissmannstraße, mit einem kleinen hinteren Raum, der für „Artists in Residence“, vorgesehen ist. Er bietet den  Künstlern, zunaechst hauptsichlich aus Chicago , die Moeglichkeit eines Aufenthalts in Berin und regt zum Austausch der Kunstszenen USA - Europa an. Die Neuköllner Kunstszene und die dortigen Events  ist da mittlerweiler stark mit einbezogen.
Seit 2014 beteiligt sich Gallery UNO regelmaessig an dem Festival 48 Stunden Neukölln, das besonders beliebt bei den  internationaler Künstler ist. So füllte eine - wortwörtlich - sensationelle Installation der Koreanerin Sun Choi  von der School of the Art Institute Chicago,zum 48 Stunden Festival Neukölln 2014 den Raum mit Ingredienzien – getrocknete Kräuter und Früchte –, die in Ostasien als Medizin in einem kleinen Gazebeutel zusammengestellt werden, um den Patienten zu kurieren. Sun Choi pinnte die Ästchen und Blätter an die Wand, ließ sie und die Gazebeutelchen an fast unsichtbaren Fäden von der Decke hängen und schuf so eine Wolke, einen Wirbel, der mit seinem exotischen Duft Galerie und Besucher regelrecht verzauberte.
Ein weiteres spektakuläres Highlight war die Installation der koreanischen Gastkünstlerin Sunme Lee zum Festival 48 Stunden Neukölln 2015. Aus gebrauchten Brillengläsern, jedes mit unterschiedlicher Stärke, sägte sie eine kreisrunde Form und fügte die tausenden Einzelelemente zu einem Vorhang zusammen, der mitten in dem Galerieraum befestigt war. Dahinter schwebte eine spiegelnde Fläche. Sah man durch die einzelnen Gläser hindurch, konnte man sich in verschiedenen Schärfegraden als winziger Teil im Spiegel sehen. Beim Abschreiten der Installation bekam der Besucher eine Vielfalt von Eindrücken von sich selbst. Solche Experimente sind nur möglich, wenn die Galerie nicht dem Verkaufsdruck einer klassischen Galerie unterworfen ist.
In diesem Jahr nahm die in Chicago lebende Künstlerin Barbara Hashimoto den Raum für das Festival 48 Stunden Neukölln 2016 auf ihre Weise in Besitz. Sie arbeitet mit zerschredderter Junkmail, die sie innerhalb von einem Jahr erreicht hatte. kubikmeterweise nutzte und transformierte sie den Papierwust für ihre faszinierenden Installationen und Performance.

Die Installation und das Video dieser Künstlerin von 2016 und die Installation von Sunmee Lee von 2015 sind weiterhin in der Galerie zu sehen.
Während der Berliner Kunstwoche gelten die oben angegebenen Öffnungszeiten.

So ist in Neukölln eine sich stetig verändernde Galerienlandschaft entstanden. Um auf dem Laufenden zu bleiben, empfiehlt es sich, fleißig immer neue Künstler und ihre Werke in Neukoelln ausfinding zu machen.Die Berliner Art Week gibt einen  weiteren Auftakt sich auch mit diesem Viertel und der dortigen Kunstszene vertraut zu machen.

Text von Katarina Helwig